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Frühjahrsfortbildungsveranstaltung der Bezirksgruppe Ellwangen beim Aalener Baustoffprüfinstitut

27. März 2019 |

Fast schon zur Tradition ist es geworden, dass die erste Veranstaltung im Jahr beim Aalener Baustoffprüfinstitut stattfindet. Unser Mitglied Dipl.-Ing. Joachim Schmid hatte das Thema Dauerhafte Asphaltkonzeptionen im Neubau und Bestand – was wir vor dem ersten Baggerbiss über den Asphalt wissen sollten vorbereitet. Wegen einer Terminkollision mit einer Veranstaltung im Regierungspräsidium und der extrem hohen Arbeitsbelastung in Büros und Firmen waren am 27.03.19 nur 11 Mitglieder zum ABPI gekommen, was jedoch zu einer intensiven fachlichen Diskussion führte.

Die richtige Konzeption des Oberbaus aus Asphalt bei der Sanierung von Bestandsstrecken aber auch beim Neubau unter besonderen und schwierigen Randbedingungen ist eine Wissenschaft für sich. Die begrenzten Ressourcen, seien es die finanziellen Mittel oder seien es die zur Verfügung stehenden Roh- oder Ausbaustoffe zwingen zu ihrer sparsamen und wirtschaftlichen Verwendung. Gleichzeitig müssen die Bauverwaltungen den Anforderungen der Nutzer nach einer hohen Verfügbarkeit der oft hoch belasteten Strecken gerecht werden. Das erfordert intensives Nachdenken, wie die Dauerhaftigkeit der Beläge bzw. Fahrbahnen gesteigert und die Instandsetzungszyklen verlängert werden können. Dazu bedarf es der Kenntnis darüber, was vor Ort an bituminösem Material angetroffen wird, wie aus diesem Material mit welchen Zugaben ein den gewünschten Anforderungen entsprechender Baustoff hergestellt werden kann, aber auch, wie die Schichten aus diesem Material dann dimensioniert werden müssen. Kollege Schmid berichtete über die analytischen Möglichkeiten der Vorerkundung, neue Analyseverfahren zur Bestimmung geeigneter Asphaltgranulatzugabemengen und wie eine rechnerische Bewertung und Kontrolle der erzielbaren Nutzungsdauern des Oberbaus gelingen kann. Er stellte dabei die GPS-orientierte Videoanalyse vor, die allein aus der Betrachtung des Straßenzustandes, des Straßenumfeldes und der Lage der Straße im Gelände schon erste Rückschlüsse auf die Schadensursachen erlaubt. Verschnitten mit einer Befahrung mit Georadar ermöglicht das die Festlegung eines wirtschaftlichen Erkundungs- und Untersuchungsprogramms, quasi das „Lesen“ der Straße. Die hochfrequente, elektromagnetische Reflexionsmessung zeigt Schichtgrenzen und Unstetigkeiten im Schichtenverlauf auf. Durch gezielt gesetzte Bohr- und Rammpunkte lassen sich dann die anzutreffenden Materialien qualitativ und quantitativ abschätzen sowie z.B. Frästiefen für sortenreines Fräsen stationsscharf festlegen. Ein weiteres Kapitel des Vortrags war die Performance des Asphalts, die durch eine Reihe von Laborversuchen immer besser beschrieben werden kann. Mit dem ein-axialen Zug- und Abkühlversuch kann das Kälteverhalten, mit einem ein-axialen DruckSchwellversuch und dem Spaltzugschwellversuch kann das Widerstandsverhalten gegen bleibende Verformungen festgestellt werden. Mit dem 4-Punk-Biegeversuch lässt sich das Ermüdungsverhalten beschreiben. In Kenntnis dieser Werte lassen beim bituminös gebunden Fahrbahnoberbau nach den Richtlinien für die rechnerische Dimensionierung von Verkehrsflächen mit Asphaltdeckschicht“ (RDO Asphalt) die Bemessungen und die Abschätzung von Nutzungsdauern belastbarer durchführen. Interessant war auch die Feststellung, dass als Folge des Klimawandels heute eingebauter Asphalt in Sommernächten oftmals nicht ausreichend abkühlt, bevor er wieder mit Verkehr belastet wird. Als Folge davon sind die Rezepturen anzupassen.