Für unsere Bezirksgruppe 12 -Donaueschingen-Rottweil-Tuttlingen- der VSVI haben wir auch in diesem Jahr wieder die Herbstveranstaltung organisiert. Wie gewohnt hatten wir zusätzlich zur eigentlichen Mitgliederversammlung einen fachspezifischen Teil.
Erfahrungsaustausch „Temperaturabgesenkter Asphalt“ (TA – Asphalt/ NTA):
Zu diesem brisanten Thema hatten sich einige der bei uns tätigen Fachfirmen bereit erklärt, ihre Erfahrungen und Meinungen vorzutragen. Von den Firmen Walter Trossingen, Stumpp Balingen und Storz Tuttlingen stellten sich Firmeninhaber und Mitarbeiter zum Informationsaustausch zur Verfügung.
Vortrag inclusive Diskussionsbeiträge:
Bei unserer diesjährigen Mitgliederversammlung unserer VSVI, BZ 12 in Deißlingen, im Hotel „Hirt“, hat unser Bezirksvorsitzender Gerhard Holzbaur die anwesenden 7 Firmenvertreter von Straßenbauunternehmen in unserer Region und die Bezirksmitglieder recht herzlich begrüßt.
Herr Christian Rebmann von der Fa. J Friedrich Storz Baustoffe GmbH & Co. KG, Geschäftsführer, begann mit dem sehr interessanten Vortrag.
Herr Christian Rebmann von der Fa. J Friedrich Storz Baustoffe GmbH & Co. KG, Geschäftsführer, begann mit dem sehr interessanten Vortrag.
Wieso / weshalb / warum ?
Der Arbeits- und Gesundheitsschutz der Mitarbeiter auf der Baustelle vor gesundheitsschädigenden Dämpfen und Aerosole von heißverarbeitetem Bitumen steht an erster Stelle. 1,5 mg/m3 gelten ab 1.1.2025 für Gussasphalt und bei Walzasphalt ab 1.1.2027 gegenüber bisherigen Vorgaben an Grenzwerten (MAKs). Für die WA galt eigentlich auch der Stichtag zum 1.1.25, dieser wurde verschoben, insbesondere um noch weitere Erfahrungen und ggf. Verfahrensvarianten zu entwickeln und zu erproben.
Mögliche Versionen:
Reduktion der Einbautemperatur von Asphalt, Absaugungsvorrichtung am Fertiger.
Jobrotation, was heißt, dass das Personal innerhalb der Einbaukolonne durchwechselt. Ist nicht zielführend, da nicht jede der Arbeiten einfach vom anderen Kollegen übernommen werden können. Dafür wären Allrounder erforderlich, die erst „entwickelt“ werden müssten. Variante Kolonnenwechsel mit Vor und Nachteilen.
Persönliche Schutzausrüstung: selbstverständlich zielführend was die MAKs angeht, aber die Schutzeinrichtungen ( ggf. Ganzanzüge) sind hinderlich.
Verfahren zur Temperaturabsenkung:
- Wachse
- Oberflächenreaktive Additive (Senkt die Oberflächenspannung des Bitumens)
- Schaumbitumen (bei der Produktion wird Wasser beigegeben, Wasser verdampft und schäumt auf)
- Zeolithe (hoher Porenwasseranteil, schäumt auch auf)
In Baden-Württemberg gibt es schon Erfahrungen bei temperaturabgesenktem Asphalt. Siehe ETV BW 2024, Teil 3 (Temperaturabsenkung).
NEUE Grenzwerte für Mischguttemperaturen: *
*:: wobei: Übergabe an Fertiger/Beschicker – Mischanlage
- 130° – 150° für A- Trag- und A- Bindersch.
- 140° – 160° für Deckschichten !!!!
Additivzugabe – Alternative : Fertig modifiziertes Bitumen
Schaumbitumen – Alternative : Zugabe von Zeolithe über Fremdfüllersilo
Wachszugabe – pur Wachse, Faser-Wachs-Kombination und/ oder Aufschmelzanlage
Mischguttemperatur bei der Produktion – Lösung: Kombinierte Warm / Kalt RC Zugabe. ( RC-Recycling-Ausbauasphalt)
Blick auf den Asphalteinbau
Zeitfenster mit TA Asphalt auf der Baustelle?
Sommerbereich : Mischgutanlieferung auf der Baustelle 140°C. Mögl. Einbaudauer ca. 15 Min.
Herbst-/Winterwetter: 140°C Mischguttemperatur bei Anlieferung HIER: Mögl. Einbaudauer nur 7 Minuten !
Auf der Baustelle muss alles optimal vorbereitet sein. Schachtabdeckungen sind oft ein Problem (einwalzbare nicht mehr machbar)!
Beim Asphalteinbau auf kommunalen Straßen mit konventionellen Asphalt bzw. bis dato üblichem Ablauf gilt vielfach „Heiß auf Kalt“. Die DS wird erst Monate/ Jahre nach Einbau der ATS eingebaut, Grund v.a. Tiefbau- und Erschließungsarbeiten incl. Baustellenverkehr. Beim Einbau von temperaturabgesenktem Asphalt ist ein Einbau „Heiß auf Warm“ unabdingbar. Dies wird noch mehr zum Problem! Bei Erschließungsstraßen müsste eine „Bau-ATS“ erstellt werden und nach den Erschließungsarbeiten eine zweite ATS und darauf heiß auf warm die ADS mit NTA. Wird somit teurer!
Hinweis von Herrn Prof. Dr. Schellenberg: „Man muss hier aber schon differenzieren: In einer OD ist temperaturabgesenkter Asphalt nicht oder nicht immer möglich oder sinnvoll!“
Weiterhin wären reine Deckschichtsanierungen nur im Hochsommer möglich!
Ein Firmenvertreter sagte: „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass ein nachhaltiger Asphalt der ist, der am längsten hält!“
Die NTA haben ihre Dauerhaftigkeit/ lange Lebensdauer noch nicht bewiesen.
Verdichtungsmanagement
- Einsatz von FDVK-System ( Flächendeckende Verdichtungskontrolle)
- Bohlenleistung der Fertiger möglichst hoch.
- Walzenanzahl
- Walzengröße (heute üblich bei ca. 12 t)
Durch das kürzere Zeitfenster für die Verdichtung wird die Einhaltung der Ebenheitsanforderungen bei einem TA- Asphalt schwierig/ problematisch.
Einbau „heiß“ an „heiß“:
Gestaffeltes Fahren mehrerer Fertiger kann beim Einbau von TA Asphalt problematisch sein. (Naht!!)
Einbau „heiß“ auf „heiß“:
Heiß auf heiß bedeutet ggf. vermehrt Anwendung des Kompaktasphaltes. Hier wird aber wettbewerbstechnisch auf die Ungleichheit angesprochen, da die erforderlichen Maschinen (KA-Fertiger) nur in geringer Zahl und nur bei großen Straßenbaufirmen vorhanden sind bzw. diese sich die Maschinen anschaffen können
Zusammenfassung
Produktion von TA- Mischgut funktioniert.
Gute Arbeitsvorbereitung auf der Baustelle ist sehr wichtig.
Der Asphalteinbau auf der Baustelle verzeiht keine Fehler.
Ausschreibung und die Baustelle müssen angepasst werden.
Der Schichtenverbund zwischen den einzelnen Asphaltschichten ist äußerst wichtig.
Steigerung der Gewährleistungsmängel bei TA-Asphalt ist zu befürchten. Hier sind auch Bauherren und Ausschreibende aufgefordert, das Bauen incl. Bauzeiten und Abläufe dem NTA anzupassen oder eben auf diesen zu verzichten.
Verzicht auf NTA ist -genau betrachtet- nicht möglich, da die Vorgaben zum Gesundheitsschutz höherrangig zu bewerten sind als Qualitätsanforderungen. Da aber die QA erhalten bleiben -müssen!!-, ist die Politik unter Beachtung der Probleme welche die Bauwirtschaft hat bzw. vortragen muss, gefragt, Lösungen wie z.B. Ausnahmefälle/ Mengenregelungen zu finden. So z.B. „bis .XY Tonnen darf normaler Asphalt eingebaut werden..“.. oder sollte über eine Begrenzung der „Arbeitszeit am Asphalt“ nachgedacht/ geredet werden, also z.B. „bis ..XY … Stunden Einbauzeit darf normaler Asphalt…“.
Vorsitzender Gerhard Holzbaur bedankt sich recht herzlich bei Herrn Rebmann für diesen sehr interessanten Vortrag über dieses neue Thema im Asphalt-Straßenbau.
Ebenso bedankte er sich bei den o.g. Firmenvertretern für deren teils auch firmeninternen Wissen und Erfahrungen sowie für die allgemein umfangreiche Diskussion.
Nach diesen äußerst informationsgeladenen Wissensaustausch folgte die
Mitgliederversammlung:
Personelle Veränderungen:
Neues Mitglied im Vorstand ist Herr Bernd Schwär von Breinlinger Ingenieure.
Unsere bisherige große Unterstützung von Frau Rohde bei RP in DS ist nach 34 Jahren auf ihren Wunsch hin beendet worden. Sie hat bisher neben dem Schriftverkehr (Einladungen, Versand der Berichte u.a.) auch die Kasse unsere BZ 12 verwaltet.
Unser neuer Kassierer ist ab Juli 2024 Herr Gerold Honer. Herr Honer informiert, dass der Kassenstand unserer BZ 12 aktuell 2.524.24 € beträgt. Die zuletzt ausgegebenen Beträge incl. ein Zuschuss von der Landesvereinigung wurden von Gerold Honer angesprochen und erklärt. Die anwesenden Mitglieder haben dem Kassenbericht zugestimmt.
Unser Vorsitzender Gerhard Holzbaur gab noch bekannt, dass in 2024 einige unserer BZG Mitglieder für 50 Jahre Mitgliedschaft bei der VSVI geehrt wurden:
- Lothar Frech,
- Ulrich Kühn,
- Wilhelm Maurer,
- Walter Stockburger,
- August Zeller
- Zeolithe (hoher Porenwasseranteil, schäumt auch auf)
Danach erfolgte ein Rückblick auf die Veranstaltungen unserer BZ 12 im Jahr 2024:
Tuttlingen/ Rathaussteg: Einhub (erste Teil) der neuen Brücke über die Donau.
Horb: Neubau der Brücke über das Neckartal.
Rottweil: Sanierung des Kapellenturmes.
Donaueschingen: Sanierung Siedlersteg und Gestaltung des Konversionsgeländes.
Gerhard Holzbaur hat sich bei allen Mitgliedern und Personen, die hierfür organisatorisch oder bei diesen Terminen tätig waren sehr bedankt.
In unseren Archiven haben wir umfangreiche und interessante Unterlagen unserer BZG 12, so z.B. Bilder und Berichte von Veranstaltungen/ Besichtigungen/ Reisen – seit 1969!– gefunden. Wie damals üblich in Papierform. Eine kleine Gruppe fleißiger Hände hat diese Unterlagen digitalisiert. Die digitalisierten Unterlagen werden vom Ingenieurbüro Breinlinger Ingenieure in einer Cloud hinterlegt. Der Link dazu wird vom Unterzeichner in den nächsten Wochen mittels Mail an alle Mitglieder weitergeleitet. Damit kann jeder Interessierte die digitalisierten Unterlagen ansehen oder für sich herunterladen.
Gerne nehmen wir weitere Bilder/ Unterlagen von Ihnen in diese Sammlung auf.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung haben wir vom Vorstand unter Unterstützung von Interessierten viele Themen und Projekte für das Programm 2025 gesammelt und besprochen. Nach noch erforderlichen Abstimmungen werden interessante Veranstaltungen zu Stande kommen. Genauere Information erfolgt später.
Bericht: Walter Stockburger; 29.11.24