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Besuch der Ausstellung „Kaiser und Sultan“ im Badischen Landesmuseum

13. Februar 2020 |

Der Auftakt im Veranstaltungskalender 2020 der Bezirksgruppe Karlsruhe war auch in diesem Jahr ein kultureller Ausflug in die Vergangenheit, und zwar in die Zeit der Kaiser und Sultane des 17. Jahrhunderts. Bevor es jedoch in die Sonderausstellung ging, nutzten wir die Gelegenheit, auch noch zwei weitere Attraktionen des Landesmuseums im Karlsruher Schloss zu besichtigen: Zunächst ging es über 165 Stufen auf den achteckigen Schlossturm, um in 42 Metern Höhe ein 360-Grad-Panorama zu genießen. Trotz eines verregneten Wintertages meinte es der Wettergott gut mit uns und sorgte für eine kurze Regenpause, die neben dem freien Blick auf den Schlossgarten und die Karlsruher Innenstadt mit ihrem einzigartigen Fächergrundriss eine unerwartet tolle Fernsicht in den Nordschwarzwald und bis zu den Bergen des Pfälzer Waldes bot.

Blick vom Schlossturm auf die Fächerstadt und die Höhen des Nordschwarzwaldes
Blick vom Schlossturm auf die Fächerstadt und die Höhen des Nordschwarzwaldes

Im Anschluss ging es zur Entspannung in das Turmzimmer, in dem uns Markgraf und Stadtgründer Karl Wilhelm von Baden-Durlach erwartete. In Form des rund 20-minütigem Film- und Hörerlebnisses „Ich, Karl Wilhelm! Die Legende meiner Stadt“ mit einer 180-Grad-Projektionsfläche entführte uns die Stimme des Schauspielers Ben Becker in den Barock und ließ uns die Gedankenwelt des Markgrafen über seine Stadtgründung und das höfische Leben gegenwärtig werden.

Die folgende gut einstündige Führung durch die Sonderausstellung „Kaiser und Sultan“ wiederum zeigte uns eindrücklich, wie sehr sich Kulturen gegenseitig beeinflussen und über die Zeit verändern. Schwerpunkt der Ausstellung sind dabei die historischen und kulturellen Verflechtungen in Ostmittel- und Südosteuropa. Dieses Gebiet war im 17. Jahrhundert Schauplatz von Kriegen und Glaubenskonflikten. Insbesondere der Raum Ungarn/Siebenbürgen und die Balkanländer gerieten wiederholt in das Spannungsfeld der Auseinandersetzungen zwischen den österreichischen Habsburgern, dem osmanischen Reich und nicht zuletzt dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Dies hatte Auswirkungen auf Architektur, Kunst und Mode. So zeigt die Ausstellung rund 320 osmanische, vor allem aber auch osmanisch beeinflusste Exponate aus den genannten Regionen und Kaiserreichen, wie mit osmanischen Ornamenten verzierte Schwerter und Bogen oder Rüstungen. Die in Kriegen erbeuteten Kulturgüter und in Friedenszeiten ausgetauschten Geschenke waren also nicht nur Trophäen, sondern auch Muster für die Entwicklung der eigenen Kunst und Kultur. Kulturen und Nationen sind also keineswegs dauerhaft und rein, auch wenn es Nationalisten immer wieder versuchen verklärend zu reklamieren.

Tobias Pfister