Bei unserer letzten Veranstaltung im Jahr 2022 hielt Herr Prof. Dr.- Ing. Kurt Schellenberg, vom gleichnamigen Institut für Materialprüfung in Rottweil, (IFM Rottweil), diesen interessanten Fachvortrag.
In diesem Vortrag hat Herr Prof. Dr.- Ing. Kurt Schellenberg über ein ganz neues Konzept referiert, wie man die Eigenschaften des Asphalts durchgängig vom thermoplastischen Bindemittel über den Mörtel im Asphalt bis zum Asphalt selbst „konstruieren“ kann.
Hierzu dient ein bereits erprobtes Verfahren der Bestimmung der Viskosität mit Hilfe des Zug-Retardationsverfahrens (ReVis), welches vor 30 Jahren im IFM Rottweil entwickelt wurde und nun international diskutiert wird.
Seit vielen Jahren wird im IFM Rottweil die Viskosität mit dem Zugretardationsverfahren ReVis in der Dimension MPa*s überprüft, ebenso die Komponenten, die die Viskosität des Asphalts beeinflussen (Bindemittel nach Art und Menge, Füller nach Art und Menge, Hohlraumgehalt). Den größten Einfluss hat die Viskosität des verwendeten Bindemittels und das Füller-Bitumen-Verhältnis. Bei allen ReVis-Versuchen an Bindemitteln, Mörteln und Asphalten liegt eine geradlinig verlaufende Regressionsgerade der Viskosität vor, wenn man diese logarithmisch über der Prüftemperatur aufzeichnet. Dabei geht es darum die Regressionsgerade möglichst flach verlaufend anzustreben mit einer möglichst niedrigen Viskosität bei tiefen Temperaturen zur Verringerung der Risseanfälligkeit und gleichzeitig eine möglichst hohe Viskosität bei hohen Temperaturen zur Steigerung des Widerstands gegen Verformungen.
Es ist zukünftig nicht mehr erforderlich den Asphalt auf seine Eigenschaften bei tiefen Temperaturen (Risseanfälligkeit) zu prüfen und gleichzeitig auf Verformungswilligkeit (Steifigkeit) bei hohen Temperaturen. Es reicht aus die Regressionsgerade bei 3 verschiedenen Temperaturen zu ermitteln, die geradlinig über alle Gebrauchs- und Verarbeitungstemperaturen verläuft. Voraussetzung ist die Einhaltung der Bedingungen für das ReVis-Verfahren, die im W 2-Wissensdokument AP-ReVis beschrieben sind.
Das Revis-Verfahren ist die einzige Prüfmethode national und international um Gussasphalt (ohne Poren) mit Walzasphalt (mit Poren) in ihren Eigenschaften vergleichen zu können. Die ReVis-Viskositäten sind auch sehr geeignet, um die konventionellen Viskositätsprüfungen mit Hilfe von Erweichungspunkten Ring und Kugel bei modifizierten Bitumen zu ersetzen. Es ist zwischenzeitlich allgemein bekannt, dass die Erweichungspunktbestimmung bei modifiziertem Bindemittel zu falschen Beurteilungen führt, da hohe Erweichungspunkte eine niedrige absolute Viskosität bedeuten kann und niedrige Erweichungspunkte hohe Viskositäten bedeuten können.
Im Anschluss an diesen interessanten Vortrag konnten von den anwesenden Kollegen noch Fragen an Herrn Prof. Dr. Schellenberg gestellt werden.
Straßenbauunternehmer Willy Walter, Trossingen:
„Ist die Prüfung der Viskosität von Asphalt bei uns schon heute ein gängiges oder verbindliches Verfahren?“
Prof. Dr.-Ing. Schellenberg:
„Bis wann die Anforderung für diese Asphaltprüfung bei uns eingeführt oder verbindlich wird, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Erfahrungsgemäß kann dies lange dauern.
Eine weitere Frage ist m. E.: Wie kann ich das Asphaltmischgut optimieren? Dies ist mit dem ReVis-Verfahren jederzeit möglich. Unser Institut ist in der Lage die Viskosität des Asphalts auf Rissefreiheit und Vermeidung von Spurrinnen zu optimieren.“
Am Ende dieses interessanten Vortrages bedankte sich unser Bezirksgruppenvorstand, Herr Gerhard Holzbaur (li), bei Herrn Prof. Dr.-Ing. Schellenberg (re) sehr herzlich.